Malaucène 2005


Freiburg - Ornans

April gilt im allgemeinen nicht als der Monat für Traumurlaube - zu unbeständig, regnerisch, zu kühl. Allen Wettervorhersagen zum Trotz setzen wir uns dennoch an diesem Mittwochnachmittag aufs Rad, um unser Glück zu versuchen - Urban Hilpert, PBP-Finisher 2003, und ich. Ziel: der Col des Tempêtes, Gipfel des 1903 m hohen Mt. Ventoux. Rückkehr: spätestens Sonntag nacht. Es bleibt also nicht allzu viel Zeit, um die Strecke von 700 km zurückzulegen. Immerhin sind wir mit nur leichtem Gepäck ausgestattet - Klamotten plus Schlafsack und Biwaksack - aber auch das bedeutet in dieser Jahreszeit zwei prall gefüllte Lowrider-Taschen.

Ornans - St. Etienne-de-Geoirs

Schlag fünf Uhr morgens kehren wir Ornans den Rücken. Am Ortsausgang wärmen sich die Männer der Müllabfuhr in ihrem Laster bei laufendem Motor auf, ehe sie noch in der Dunkelheit mit ihrer Runde beginnen. Sie werden sich fragen, was wir um diese Zeit auf der Straße zu suchen haben. Der folgende Anstieg vertreibt die Müdigkeit und macht warm. Schön wäre es gewesen, wenn bereits irgendwo ein Café geöffnet hätte, aber so muss das Frühstück warten. In Levier, viele Hügel und fast 30 Kilometer später, gönnen wir uns dieses Vergnügen: frische Croissants vom Bäcker und heißen Café au lait. Von der Wand hinter der Theke werfen uns knapp bekleidete Pinup-Girls aufmunternde Blicke zu. Als hätten wir mit den Reizen dieser Mittelgebirgslandschaft nicht schon genügend zu kämpfen. Das Wetter verheißt Gutes: aufgelockerter Himmel, langsam, aber stetig steigende Temperaturen. Allerdings hat auch der Gegenwind wieder zugelegt.

St. Etienne-de-Geoirs - Malaucène

Dieser morgendliche Anblick entschädigt für Vieles: Die feinen Linien des Vercors im Dunst des neuen Tages, im Licht der wärmenden Sonne. Ein kleines Sträßchen entlang der Isère führt uns durch eine Traumwelt - links Fluss und Gebirge, rechts Wiesen und Wälder, vor uns die einsame Straße zwischen La Sône und La Gare. Duft erblühender Natur.

Malaucène - Montélimar

Nicht einmal der Anblick des Mt. Ventoux ist uns vergönnt. Statt dessen schneebedeckte Wiesen, Bergkuppen und Nebel. Über Nacht hat es geschneit. Die Auffahrt zum Col de la Tempête wäre allenfalls mit Skiern möglich. Die Rückkehr des Winters mit vereisten Autobahnen und stundenlangen Staus macht Schlagzeilen in der Wintereinbruch in MalaucèneLokalpresse und selbst in den deutschen Medien.