Cadillac - Saint Astier

Mittwoch, 4. Juli 2007   


Nach zwei Tagen des Müßiggangs in den Weinbergen von Bordeaux und der Bucht von Arcachon, vor vollen Tellern und Schüsseln, nach Tagen, getaucht in rubinroten, tanninhaltigen Bordeaux, fällt es mir schwer, den Anker zu lichten. Schon habe ich mich nach einem Zug nach Osten erkundigt, quer durchs Zentralmassiv, um einen oder zwei Tage länger bleiben zu können. Dann habe ich diese Idee doch wieder verworfen, ohne den Grund dafür nennen zu können; auch mein alter Freund hat nicht danach gefragt. So ist es eben mit guten Freunden: man muss beizeiten an die Weiterreise denken.

die DordogneEs ist halb drei Uhr nachmittags, als ich mich nach einem üppigen Mittagessen wieder aufs Rad schwinge. Didier begleitet mich bis zum Dorfrand, eine kurze Umarmung, ein kurzer Blickwechsel, und schon tauche ich wieder in die Einsamkeit der Straße ein. 600 Kilometer bis Lyon. Trotz Rückenwind fällt es mir schwer, Fahrt aufzunehmen, obwohl ich mir Mühe gebe, kraftvoll in die Pedale zu treten. Eine Stunde später habe ich die Dordogne erreicht. Träge und gleichmütig zieht der Fluss seines Weges. Von ihm kann ich lernen.

Obwohl ich nach zwei Stunden dann doch gut warm gefahren bin, merke ich, dass ich heute keine große Distanz mehr bewältigen möchte. Bis Périgueux zu fahren, wäre problemlos möglich, aber als ich dann in St. Astier einen Campingplatz direkt an der Isle sehe und dazu noch einen Supermarkt, beschließe ich spontan, für heute Feierabend zu machen. 100 Kilometer auf dem Tacho. Warum auch nicht? St. Astier

Der Campingplatz ist kaum ausgelastet, ein paar Wohnmobile, kein Zelt. Alles ist diskret hinter Hecken verborgen. Ich suche mir eine Bank mit Blick auf den Fluss, koche meine Pasta und verbringe noch ein besinnliches Stündchen unter dem grauen, später aber sternenklaren Abendhimmel, während sich in einiger Entfernung ein paar Halbwüchsige unter viel Gelächter auf dem Beachvolleyballplatz amüsieren.

Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, den Tag im Sattel zu früh beendet zu haben. Ich hätte über Périgueux hinausfahren sollen, vielleicht noch 30, 40 Kilometer, um bereits heute abend ein gutes Stück auf der N 89 zu absolvieren, anstatt morgen im Berufsverkehr. Müdigkeit ist außerdem ein probates Mittel gegen das Alleinsein.

 

Strecke:

104 km

Zeit:

4:03 h

Schnitt:

25,7 km/h

Höhendifferenz:

508 m

1  |  2  |  3  |  4  |  5  |  6  |  7  |  8  |  9