Brevets 2012


Zahlenspiele

Unsere Welt wird regiert von Zahlen. Das ist spätestens seit der Finanzkrise nichts Neues mehr. Aber selbst für die primitivsten Dinge wie Radfahren kommt man ohne Zahlen kaum aus. Zu einem gepflegten Gespräch zwischen Radfahrern, die etwas auf sich halten, gehören ganz selbstverständlich Größen wie 27,2 oder 31,6, vielleicht auch 34/27 oder, weitaus schlimmer, 53/11. Für den Laien unverständliches Kauderwelsch.

Did not finish

Die modernen Geräte, die man sich in der gegenwärtigen Phase der menschlichen Zivilisation in die Hand- oder Trikottaschen steckt, vermögen beängstigend viel. Tippt man nur ein wenig darauf herum, können sie einem bei Interesse den Wetterradar von Südbaden und der angrenzenden Schweiz zeigen - zu jeder Zeit. Am Samstag, den 14. März abends um halb zehn, als wir - nach über zwölf Stunden im Sattel - bereits seit geraumer Zeit im Trockenen sitzen, zeigt mir mein Tischnachbar auf dem Display eines solchen Apparates eine tiefblaue Regenfront über dem Dreiländereck, die sich von der Schweiz her zuspitzt und kurz vor Freiburg pfeilförmig endet.

Das Böse in Fahrt

Böse Menschen glauben gerne, Behörden bestünden aus dumpfen Gestalten, die Kraft ihrer behördlichen Macht nach nichts anderem trachteten, als das bunte Leben außerhalb ihrer Amtsstuben zu tilgen. Solches Denken schien mir bis vor Kurzem absurd, aber von einem Moment zum anderen bin ich selbst zu einem bösen Menschen geworden. Ausschlaggebend dafür war ein einseitiges Schreiben des hiesigen Landratsamtes, mit dem ohne jede weitere Prüfung und Nachfrage die Durchführung des Breisgauer Vogesen-Brevets untersagt wurde. Und zwar am Nachmittag vor dem geplanten Termin.

Vive la vélorution!

Nachdem im Breisgau des Jahres 2012 die Organisation eines Brevets denkbar schwierig geworden ist, scheint sich ein Trend in Richtung Randonneursfrühstück abzuzeichnen. Die angesagte Garderobe ist allerdings außergewöhnlich für einen rein kulinarischen Anlass und mir schwant Böses: die an diesem Samstagmorgen anwesenden Herrschaften, gewandet in buntem Tuch aus Lycra und Elasthan, kommen, trotz aller gegenteiliger Beteuerungen, in Wahrheit nicht wegen des liebevoll hergerichteten Frühstücksbüffets.