Kochen unterwegs

Wenn ich auf meine Reisen meistens einen Kocher mitnehme, dann nicht als kulinarische Präzisionswaffe, sondern als begleitendes Utensil, das seine Dienste eher im Hintergrund verrichtet. Eine Kochmöglichkeit eröffnet zwar jede Menge Optionen, aber der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass mir nach einem Tag auf dem Rad der Sinn nicht so sehr nach einem liebevoll ausgetüftelten Menü steht, sondern nach basaler Kost, die meist im Handumdrehen und ohne allzu viel Kopfzerbrechen im Kochtopf zusammengeschustert wird. Nicht zu unterschätzen ist jedoch vor allem die Aussicht auf Kaffee zum Tagesbeginn, ohne mir Gedanken über Lage und Öffnungszeiten des nächstliegenden Cafés machen zu müssen. Es ist stets ein kleiner Glücksmoment, wenn ich  bald nachdem ich aus dem Zelt gerobbt bin, in Ruhe zusehen kann, wie das  Kaffeewasser zu sprudeln beginnt: Der erste Tagesabschnitt samt seiner allfälligen Herausforderungen ist schon mal gemeistert.

Die Mitnahme von Kocher und Kochgeschirr fällt, wenn man sich entsprechend anstellt, kaum ins Gewicht und ist im Zweifelsfall von unschätzbarer Bedeutung. Das Wichtigste ist zunächst der Kocher, genausowenig darf natürlich ein Topf fehlen, ein Teller ist fast schon wieder ein bisschen Luxus, aber dennoch keinesfalls zu verachten.

Nun aber der Reihe nach.

1. Der Spirituskocher

Vor ein paar Jahren habe ich mich von diesen → Jungs auf vimeo zum Bau eines Dosenkochers inspirieren lassen, der tatsächlich funktioniert (was mir mit anderen Typen nicht gelang) und in der hauseigenen Manufaktur oder selbst auf Reisen im Nu fabriziert ist. Ausgangsmaterial ist eine 0,33 l Dose (es muss nicht unbedingt eine Bierdose sein!). Sie kann auch größer sein, aber je höher die Bauart ist, umso weniger Stabilität ist gegeben.

die zwei Bestandteile des Kochers
die zwei Bestandteile des Kochers

Zunächst wird mit einem Taschenmesser oben eine kreisrunde Öffnung geschnitten, möglichst dicht am Rand. Wer das Ganze bereits vor dem Finisher-Bier am ersten Abend der Reise produziert, hat zuhause gegebenenfalls die Möglichkeit, die Kante etwas abzuschleifen, um die Gefahr von Verletzungen zu minimieren.

Nächster Schritt: die Dose wird mit dem Messer oder einer Schere zweigeteilt. Ein sinnvolles Verhältnis scheint mir gegeben, wenn das Oberteil aus einem Abstand von mindestens zwei Zentimetern auf das Unterteil herabsehen kann. Letzteres bleibt, wie es ist - hier wird am Ende der Spiritus eingefüllt. Mit dem Messer werden ins Oberteil zwischen zwei Fingern etwa sechs oder sieben Rillen bis knapp unter der Oberkante gedrückt - hier züngeln dann, wenn alles klappt, die Flammen.

die Fabrikation der Rillen
die Fabrikation der Rillen

Zum Abschluss bohre ich mit dem Korkenzieher des Taschenmessers noch vorsichtig im gleichen Abstand vier winzige Löcher ein paar Milimeter unter dem oberen Wulst. Dann wird die Bastelarbeit zusammengesteckt und fertig ist der Flammenwerfer.

Ein paar Hinweise dazu möchte ich gerne noch geben.

  • Durch den geringen Durchmesser ist die Standfestigkeit des Kochers nicht überwältigend - die Brandgefahr ist beim Umkippen enorm hoch, denn der Spiritus läuft aus und entzündet sich sofort. Gerade im Süden ist also mit äußerster Vorsicht zu Werke zu gehen.
  • Im Winter hingegen ist das Problem eher jenes, dass sich der Spiritus nicht entzünden lässt. Ich nehme hier die obere Hälfte ab und setze zunächst eine kleine Menge Spiritus in Brand, was auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt funktioniert. Dann wird eine Tasse darübergestülpt und die Flamme erstickt, bevor bis zur tatsächlich benötigten Menge an Spiritus aufgefüllt wird.
  • Achtung: Niemals im laufenden Betrieb Spiritus nachschütten!
  • Gut zu wissen ist auch: Je mehr Spiritus, umso größer die Flammen. Um die Flammen kleiner zu halten, lässt sich der Brennstoff auch mit etwas Wasser verdünnen.
  • Und zuletzt noch ein Tipp eines Trappers, der einen Spirituskocher geradezu alternativlos erscheinen lässt: auf einen Waschlappen geträufelt, ist Spiritus ein wunderbares Mittel zur Geruchshemmung, wenn es am Abend mit Wasser je knapp sein sollte.

2. Das Zubehör

Gewichtskontrolle, hier mit 600-ml-Becher
Gewichtskontrolle, hier mit 600-ml-Becher und Teller

Je nach Reisedauer und Personenzahl wähle ich zwischen einem 600-ml-Kochgefäß, das zugleich als etwas überdimensioniertes Trinkgefäß dient, und einem Kochtopf mit ca. 1 Liter Fassungsvermögen, der für zwei Personen gerade noch so ausreicht. Beide sind klein genug, dass sie in der Lenkertasche Platz finden, zusammen mit einem Spork (Kombi von Löffel und Gabel), einem Feuerzeug (plus Ersatz) und einem Windschutz (etwa in dieser Art). Hinzu kommt noch ein kleines Döschen Salz, und Zutaten nach Gusto.

Wenn es um mehr geht, als Kaffee zuzubereiten, nehme ich noch die Last eines Tellers auf mich, der nach hinten in die Satteltasche (s. hier) kommt, als Abschlusskappe sozusagen, wenn alles sonstige Material verstaut ist. In ihm lassen sich am Ende des Kochvorgangs beispielsweise schnell nochmal die Soße oder das Gemüse aufwärmen.

Alle Materialien sind aus Gewichtsgründen aus Titan, inklusive des Windschutzes. Insgesamt komme ich so auf ein Gewicht von 220 bis 280 Gramm, ohne Spiritus. Letzteren führe ich auf längeren Tagen im Flaschenhalter mit, unter Umständen befestige ich dafür noch einen dritten unter dem Unterrohr. Oder eben in einem kleinen, handlichen Fläschchen, dass noch in der Lenkertasche ein Plätzchen findet.

Die Waage bleibt - nur damit keine Missverständnisse entstehen - selbstredend zuhause.