Mont Ventoux 2006


Freiburg - Genf

Nebel, soweit das Auge reicht. Links, rechts, hinter uns, vor uns. Für uns unsichtbar liegt dahinter der Schnee, meterhoch, auf den Bergen der Vogesen, auf den Bergen des Schwarzwalds. Und wir fahren zwischendurch, auf der Rheinschiene, der B 3, nach Süden. Wir sind nicht auf irgendeiner Trainingstour, unsere Flucht aus dem kalten Norden ist von langer Hand vorbereitet.

Nebel, soweit das Auge reichtEs ist kühl, vier Grad zeigt die Anzeige auf dem Radcomputer, und, wer immer uns beobachtet auf unserem Weg, wird sich fragen, was um alles in der Welt diese zwei Gestalten mit ihren Gepäcktaschen an den Rädern zu dieser Jahreszeit im Schilde führen.

Genf - Aouste

Morgens um fünf Uhr bringt ein Trucker mit seinem Diesel Stimmung auf den öden Parkplatz. Eine Stunde lang heizt sein Motor den Laster, während wir daneben weiter in der Kälte ausharren. Hatte ich bisher schon wegen der überraschend tiefen Temperaturen kaum geschlafen, ist nun noch weniger daran zu denken. Als ich um halb sieben meine nassen Radschuhe über die Füße ziehe, ist es so, als würde ich tiefgefrorene Seelachsfilets verpacken.

Aouste - Mont Ventoux

Seit zwei Tagen stecke ich in denselben Hosen, im selben Unterhemd, im selben Trikot. Ob meine Haut überhaupt noch atmet, weiß ich nicht. Die Kälte laugt mich so aus, dass ich es nicht einmal schaffe, wenigstens die Hose zu wechseln, so wie ich heute nacht nicht in der Lage war, meine Isomatte einen halben Meter auf die Seite zu ziehen. Zeit dazu hätte ich gehabt, denn die halbe Nacht bin ich mit eisigen Füßen wach gelegen. Es ist ein Wunder, dass ich nicht längst todkrank bin. Ich frage mich, wie die anderen Gäste im Café unseren Geruch überhaupt aushalten.

Nyons - Valence

Der Campingplatz erweist sich als Glücksfall. Urban übernachtet unter einem Vordach, wo ihn morgens eine Holländerin aufspürt und eine Thermoskanne voll Kaffee spendiert. Wir können unsere Kleidung waschen und trocknen. Ein Hamburger auf dem Platz neben uns spendiert uns einen Lappen für die Fahrradreinigung. Damit ist der Vormittag ausgefüllt. Gegen elf Uhr haben wir unsere Sachen verstaut oder tragen sie wieder am Leib.