Freiburg - Etoy

Das Bild des Radfahrers in der Öffentlichkeit ist bekanntermaßen gespalten. Während die einen ihn als den letzten Aufrechten im Kampf gegen die Autoflut achten, missbilligen ihn die anderen umso mehr als Störenfried im harmonischen Hin und Her der motorisierten Straßennutzer. Stärker noch gehen die Meinungen über die Randonneure auseinander - jener Sorte Menschen, die kraft ihrer Muskulatur ihren Körper in kürzerer Zeitspanne über viele Hundert Kilometer Landschaften transferieren und zu denen ich mich auch nach Jahren noch in aller Demut hinzurechne.

Etoy - Grenoble

Als ich zwei Stunden später, um 6 Uhr, erwache, ist die Terrasse in grelles Scheinwerferlicht getaucht. Es fehlen nur die Cops, die wortlos die Handschellen um unsere Handgelenke zuschnappen lassen. Klack, ab auf die Wache. Kein Grüezi, gar nichts. Ausweis. Randonneur, was?!, würden sie uns anherrschen. Zwei Jahre Haft wären uns sicher, danach die Ausweisung. Für immer.

Grenoble - Montbrun-les-Bains

Die Nacht in der Bushaltestelle erweist sich als recht unruhig - zuviele Autos, die ihre Geschwindigkeit plötzlich auf Schritttempo drosseln, um das seltsame Gelage in diesem Holzverschlag besser in Augenschein zu nehmen. Einer fährt eine Schleife, um bei der zweiten Passage durchs geöffnete Seitenfenster zu erfragen, ob alles in Ordnung sei. Dies muss so gegen vier Uhr morgens gewesen sein, und es fällt mir schwer, danach nochmals einzuschlafen. Noch schwerer fällt mir jedoch, am Morgen meinen Schlafsack zu verlassen.