Mont Ventoux 2011


Freiburg - Mouthe

Der März des Jahres 2011 wird in die Geschichte eingehen. In dieser Zeit ist der Reaktor von Fukushima explodiert und die 35-Millionen-Stadt Tokio an einer Katastrophe vorbeigeschrammt, die jedenfalls meine bescheidene Vorstellungskraft sprengt. Leider wird sich in fernen Zeiten keiner mehr daran erinnern, dass es in unserer Generation nicht nur ölsüchtige und atomstromgeile Einfaltspinsel gab - so wie vieles andere auch in Vergessenheit geraten wird. Vielleicht auch das Radfahren. Schade drum.

Mouthe - St. Marcellin

Der Schlaf auf den Holzbrettern war vorzüglich, der Regen hat bei Tagesanbruch aufgehört, die Maschinen sind soweit in ordentlichem Zustand - wäre da nicht mein Knie, unsere Expedition könnte heute in ihrer ganzen Größe erblühen. Wir sitzen um acht Uhr im Café in Mouthe und ich gerate sehr ins Hadern mit mir. Was bin ich doch für ein Sensibelchen...

St. Marcellin - Bédoin

200 Kilometer werden für unsere Nachfahren ein Klacks sein. Sie konzentrieren sich für einen Moment, es wirbelt etwas Staub auf - vielleicht dass noch ein paar Funken sprühen - und schon sind sie da, wo wir heute gerne hinkommen würden. Auch für uns sind nach den letzen zwei harten Tagesetappen 200 Kilometer ein Klacks, darin besteht mit den kommenden Generationen aller Vorraussicht nach Einigkeit.

Bédoin - Avignon

Nennen wir es einen glanzvollen Tag - strahlend wäre angesichts der Ereignisse in Fukushima nicht das richtige Wort. Ein glanzvoller Tag also erwacht in dieser friedlichen Ecke der westlichen Welt. In Bédoin zeigt sich noch ein Frankreich, das woanders im Aussterben begriffen ist. Hierhin zieht es Radfahrer aller Couleur, wenn sie unter ihresgleichen sein wollen. In großen Teilen des Hexagons haben sie nur noch eine vorwiegend folkloristische Funktion - die Franzosen sind höchstens noch vor dem Bildschirm eine Radfahrernation.