viavelo - Wege mit dem Rad https://viavelo.de/index.php/ de Mille du Sud 2022 https://viavelo.de/index.php/mille-du-sud-2022 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Mille du Sud 2022</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-video-event field--type-text field--label-hidden field__item"><h2> Mille du Sud 2022 - 06.-09. September 2022 </h2> </div> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Di., 31.01.2023 - 18:15</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p><iframe allow="autoplay; fullscreen; picture-in-picture" allowfullscreen="" frameborder="0" height="360" src="https://player.vimeo.com/video/793252503?h=76b92177ee" width="640"><br /> </iframe></p> </div> Tue, 31 Jan 2023 17:15:40 +0000 viavelo 292 at https://viavelo.de Transpyrenées 2021 https://viavelo.de/index.php/videos/transpyrenees-2021 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Transpyrenées 2021</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-video-event field--type-text field--label-hidden field__item"><h2>Transpyrenées - 27.06.-01.07.2021 </h2> </div> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Mi., 12.01.2022 - 08:58</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p><iframe allow="autoplay; fullscreen; picture-in-picture" allowfullscreen="" frameborder="0" height="360" src="https://player.vimeo.com/video/585070927?h=dc4296fafb" width="640"></iframe></p> </div> Wed, 12 Jan 2022 07:58:46 +0000 viavelo 289 at https://viavelo.de Corona https://viavelo.de/index.php/notizen/corona <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Corona</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p>Eine meiner liebsten Runden ist die über den Feldberg. Sie führt fast verkehrsfrei durchs Zastler Tal hoch zum Rinken, an sonnigen Herbsttagen wie dem gestrigen durch rotgoldene Laubwälder. Nach etlichen Kehren verlasse ich die steil ansteigende asphaltierte Straße, um den Forstweg zur Zastler Hütte zu nehmen. Nicht selten tönt hier, sobald man über die Kuppe kommt, zur Unterhaltung der Gäste Volksmusik aus den Lautsprechern, weswegen ich mich an diesem Ort nie lange aufhalte, sondern gleich den grob geschotterten Weg zur Wilhelmer Hütte einschlage. Gestern allerdings konnte ich an dieser Stelle verschnaufen, da niemand draußen saß. Auch die Zastler Hütte ist, wie alle anderen Gaststätten, ein Opfer des November-Lockdowns. Absolute Stille.</p> <p>Die Wilhelmer Hütte – dicht unter dem Feldberggipfel – lag ebenfalls da wie ausgestorben. Weit und breit nichts zu sehen von diesen fröhlichen Bedienungen in ihren knallgrünen Poloshirts. Es wirkte etwas befremdlich auf mich.</p> <p>Ich wünschte, es gäbe ein Richtig oder Falsch. So aber schwanke ich in meiner Haltung zum neuerlichen Stillstand des öffentlichen Lebens wie mein armes Rad, wenn ich im Wiegetritt am Lenker hin und her reiße. Es gibt viele zur Untätigkeit verdammte Menschen, denen das Wasser bist zum Hals steht. Doch sind unter ihnen sicher manche, die endlich ihre Räder wieder aus dem Keller geholt haben, jetzt, wo das Hamsterrad zum Stoppen gekommen ist. In den ersten Wochen des Lockdowns im Frühjahr konnte ich es kaum fassen, als manche Straßen plötzlich nahezu autofrei und die Radfahrer mit einem Mal in der Mehrheit waren. Umweltverbände beißen sich seit Jahren für eine solche Vision die Zähne aus. Und wir konnten sehen: es ist möglich.</p> <p>Neben der Hütte beginnt der Pfad zum Gipfel, der mich stets nötigt, meinen Crosser zu schultern, um die hohen Stufen leichter nehmen zu können und zu vermeiden, dass ich mir auf dem schmalen Geläuf das Pedal gegen das Schienbein ramme. Mit jedem Schritt nahm das Gewicht des Rades auf meiner Schulter zu, je länger es ging, umso ungeduldiger wurde ich und umso eiliger ging ich. Man hätte einen Teil des Weges auch fahren können, aber ich ließ es bleiben, weil es untersagt ist, aber mehr noch, weil ich die empfindsame Flora des Feldbergs nicht ohne Not strapazieren möchte. Schließlich war ich oben, und erleichtert ließ ich das Rad von meiner Schulter plumpsen.</p> <p>Es gibt Herbsttage, an denen die Luft so klar ist, dass man vom Osten bis tief in den Westen das Schimmern der Alpen sehen kann, als wären sie nur eine Radstunde entfernt. Gestern war so ein Tag. Als die Last von mir abgefallen war, übermannte mich beim Anblick der vielfachen Hügelketten und den dazwischenliegenden Nebeltälern eine herrliche Leichtigkeit. Die Sonne stand nicht mehr allzu weit über dem Horizont, aber für einen Novembertag schien sie kraftvoll und alles andere war mir in diesem Moment ziemlich egal.</p> <p>Auf dem Rückweg bemerkte ich auf einer Wiese eine Freundin, allein und vertieft ins Spiel mit ihrem Hund. Seit Wochen reden wir nicht mehr miteinander. Sie ist überzeugt davon, dass Corona nicht schlimmer ist als eine Grippe und alle damit einhergehenden Einschränkungen von langer Hand vorbereitet sind. In ihren Augen wurde die Sache aufgebauscht durch ein Komplott von böswilligen Mächten. Sie trägt grundsätzlich keine Maske und geht – samt ihrem Hund,&nbsp;wie ich vermute&nbsp;– Seite an Seite mit Alt- und Neonazis demonstrieren. Auch gestern redeten wir nicht miteinander. Ich flog mit Rückenwind über den Schotter und kurz kam mir der Wunsch, meine halbwegs gute Laune mit ihr zu teilen, indem ich ihr winke oder gar zu ihr hinfahre. Ich unterließ es. Mein Fahrrad hielt Kurs und sie schien im Einklang mit sich und ihrem Hund, der mir vor Längerem aus nicht nachvollziehbaren Gründen unter wütendem Gejaule ans Leder wollte und dem ich seither misstraue. Jetzt habe ich überdies begonnen, an seiner politischen Gesinnung zu zweifeln.</p> <p>Die Tage werden sehr schnell kürzer in diesen Wochen, die Gespräche hitziger, die Fronten härter und die Luft für die vielen, die es trifft, knapper. Und auch der Rest kommt allmählich auf dem Zahnfleisch daher. Es heißt, um die Plätze in den Intensivstationen sei es nicht gut bestellt. Jedenfalls ist es beruhigend zu wissen, dass wenigstens am Feldberg immer ein paar Plätze frei sind für Leute, die Bedarf haben an einem Ausweg aus der Misere. Sie tragen weder Masken im Gesicht noch Plakate um den Hals und schon gar keine Aluhüte unter dem Helm, aber gelegentlich ein Rad auf der Schulter. Sie blinzeln in die Sonne und trotzen der Tristesse des Lebens, auch wenn sich mancher auf dem Weg hinunter zum Stübenwasen im Übermut schon die Knochen gebrochen hat. Bis vor Kurzem hätten man diesen Umstand noch mit einem saloppen <em>No risk, no fun </em>quittiert. Das jedoch will nicht so recht in diese Zeit passen, auch wenn die Freundin da zu einer anderen Einschätzung gelangen könnte und bis auf Weiteres lieber ihr Hochrisikotier krault als sich eine Maske aufzusetzen. Ihr würde ich ein vorsichtiges <em>Freiheit ist, was man draus macht</em> entgegenhalten, nur um nicht ganz ohne Worte dazustehen. Im Grunde, wenn man beginnt, darüber nachzudenken, eine ganz brauchbare These. Man könnte sie eigentlich aufs Oberrohr fräsen lassen.</p> <p>November 2020</p> <p>&nbsp;</p> </div> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Do., 19.11.2020 - 12:41</span> Thu, 19 Nov 2020 11:41:44 +0000 viavelo 284 at https://viavelo.de Westalpen 2020: Genf - Saint-Jean-de-Sixt https://viavelo.de/index.php/touren/westalpen-2020/genf-st-jean-de-sixt <span property="schema:name" class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Westalpen 2020: Genf - Saint-Jean-de-Sixt</span> <span rel="schema:author" class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span property="schema:dateCreated" content="2021-03-01T17:18:08+00:00" class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Mo., 01.03.2021 - 18:18</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-tourentitel field--type-text field--label-hidden field__item">Westalpen 2020: Genf - Saint-Jean-de-Sixt</div> <div property="schema:text" class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p>21. August 2020</p> <p>| <a href="https://www.komoot.de/tour/243501500">Strecke</a> |<br /> Sie kommt mir fast wie ein Fingerschnippen vor, diese morgendliche Bahnreise von Freiburg nach Genf. Kaum dass man – noch zuhause – gefrühstückt hat, steigt man, wenn auch mit einer Viertelstunde Verspätung, in Genf schon wieder aus dem Zug. Dort könnte man sich, genügend Reisebudget vorausgesetzt, ein paar erholsame Tage am Seeufer mit Alpenblick gönnen. Es muss schön und gleichzeitig aufregend sein, sich in der Nähe der großen Namen aus Show- und Finanzwelt zu wissen.</p> <p>Die großen Namen, die mich zu dieser Reise inspirierten, haben damit jedoch wenig zu tun. Wie Sternbilder schweben sie zeitlos über dem Radfahrerhimmel und verlangen danach, ihnen von Zeit zu Zeit Referenz zu erweisen. Fangen wir mit dem Col de la Colombière an.</p> <p>Kurz nach elf Uhr vormittags lasse ich den Bahnhof in Genf hinter mir und stoße auf dem Pont du Mont-Blanc zum ersten Mal auf die Schilder der Veloroute Genf-Mont Blanc. Dutzende von freundlich dreinblickenden Alltagsradler teilen sich zunächst die Strecke mit mir, in Annemasse, dem französischen Teil der Stadt, werden es weniger und weniger und schließlich bin ich allein auf meinem Weg ins Gebirge.</p> <p>Ich habe vier Tage Zeit und möchte sie mir so einteilen, dass ich abends zeitig auf dem Campingplatz eintreffe und in Ruhe den Tag ausklingen lassen kann. Keine Exzesse. Dieses Ziel wäre am einfachsten zu erreichen gewesen, wenn ich von Bonneville direkt den Aufstieg zum Col des Aravis gewählt hätte, eine Strecke, die mir wegen des bekannt hohen Verkehrsaufkommen nicht zusagt. So folge ich nach Bonneville dem Auf und Ab der ausgewiesenen Radroute, die sich die Arve entlangschlängelt und wohl in Chamonix enden wird. In Vougy ist dann schließlich die Zeit gekommen, nach Süden abzubiegen und den Col de la Colombière in Angriff zu nehmen.</p> <p><img alt="am Col de la Colombière" data-entity-type="file" data-entity-uuid="f53f754e-d9c6-4836-9897-dbac508a553f" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_01_2.jpg" width="600" class="align-left" height="470" loading="lazy" />Der Colombière ist ein ruhiger Einstieg in die Alpen mit nur wenig Durchgangsverkehr. Die Steigungen allerdings sind sehr unregelmäßig mit zum Teil heftigen Rampen und ein richtiger Rhythmus will sich nicht einstellen. Es stört mich nicht im Geringsten – das Pedalieren zwischen den sonnenbeschienenen Bergflanken ist Freude pur. Hinter einer Kehre oberhalb von Le Reposoir sehe ich im Schatten eine sehr aufrechte alte Frau mit ihrer Gabel das Heu wenden. Genf ist sehr weit weg – auch die Bahnfahrt hinter den großen Fenstern, wo mir nur hinauszustarren bleibt auf die vorbeiziehenden Landschaften: kein Schweiß, kein Pochen in der Brust, kein Lufthauch, der die Perlen auf der Stirn trocknet.</p> <p>Ein paar Rennradfahrer kommen mir grüßend entgegen, ansonsten bin ich für mich: ein Punkt in der Landschaft, der sich allmählich nach oben bewegt.</p> <p><img alt="die Passhöhe" data-entity-type="file" data-entity-uuid="2aacf84e-b7fb-4e81-8e5f-76d8ed4cbc16" src="/sites/default/files/inline-images/IMG_20200821_154200.jpg" width="600px" class="align-right" height="2268" loading="lazy" />Als ich die Passhöhe erreiche, herrscht überraschend lebhafter Betrieb. Auf der Terrasse der Kneipe setzt sich eine junge Familie mit ihren beiden störrischen Kindern neben mich. Ich verfolge die Szenerie und die Verzweiflung der Eltern und immer wenn sich unsere Blicke kreuzen, schmunzeln wir uns gegenseitig zu.</p> <p>Le Grand Bornand, einer der bekannteren Skiorte in dieser Gegend, fliegt in der Abfahrt an mir vorbei, ehe die letzten hundert Meter Anstieg nach Saint-Jean-de-Sixt folgen. Am Ortseingang biege ich in Richtung Campingplatz ab. Dann sehe ich jedoch acht oder zehn kleine Zelte dicht gedrängt auf der Wiese stehen und ich male mir ein Schreckensszenario aus: Ferienlager von Halbwüchsigen – ein Abend mit Geschrei und Gezeter... <img alt="Abendessen" data-entity-type="file" data-entity-uuid="e73c6aaf-1613-47ab-825e-4f717bf67a98" height="335" src="/sites/default/files/inline-images/2020-08_tag1_03.jpg" width="395" class="align-left" loading="lazy" />Ich beschließe, nach La Clusaz weiterzufahren, um auf  dem dortigen Campingplatz mein Zelt aufzubauen. Sechs Kilometer weiter und 150 Höhenmeter höher muss ich erfahren, dass dieser Platz komplett ausgebucht ist.</p> <p>Als ich ein zweites Mal auf dem Zeltplatz in Saint-Jean-de-Sixt ankomme, bin ich erleichtert, dass ich hier noch willkommen bin. Auch toben keine lärmenden Schulkinder um mein Zelt. Wo ich diese vermutet haben, sitzen am Abend Kletterer beisammen und tauschen sich mutmaßlich über die Schwierigkeitsgrade ihrer Routen aus. Meine direkten Zeltnachbarn haben ihre Mountainbikes auf dem Auto festgeschnallt und es dauert nicht lange, bis auch wir in groben Skizzen unsere heutigen Erlebnisse zum Besten geben.</p> <p>| <a class="internal-link" href="https://www.viavelo.de/touren/westalpen-2020/genf-st-jean-de-sixt">1</a>  |  <a class="internal-link" href="https://www.viavelo.de/touren/westalpen-2020/st-jean-de-sixt-nd-du-pre">2</a>  |  <a class="internal-link" href="/touren/westalpen-2020/nd-du-pre-le-chatelard">3</a>  |  <a class="internal-link" href="/touren/westalpen-2020/le-chatelard-genf">4</a></p></div> Mon, 01 Mar 2021 17:18:08 +0000 viavelo 285 at https://viavelo.de Wallfahrt ins Bayrische https://viavelo.de/index.php/marathons/voralpenbrevet-2020 <span property="schema:name" class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Wallfahrt ins Bayrische</span> <span rel="schema:author" class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span property="schema:dateCreated" content="2020-11-11T19:49:35+00:00" class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Mi., 11.11.2020 - 20:49</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-tourentitel field--type-text field--label-hidden field__item">Wallfahrt ins Bayrische</div> <div property="schema:text" class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><h4>Voralpen-Brevet, 600 Kilometer     6. Juni 2020</h4> <hr /><p>| <a href="https://www.komoot.de/tour/283594320" target="_blank">Strecke</a> |<br /><img alt="Wallfahrtskirche im Voralpenland" data-entity-type="file" data-entity-uuid="aa3c3bab-4d4f-4333-8bed-298cbfa9becf" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_la-salette_0.jpg" class="align-right" width="700" height="447" loading="lazy" />In Zeiten von Corona ist alles anders. Anders als in gewöhnlichen Jahren, führen die  nächtlichen Streifzüge des Randonneurs aus dem Breisgau ihn nicht durch die entlegenen Gebiete des französischen Jura. In diesem Jahr lenkt er sein Rad Richtung Osten, ins Bayrische, wo die Wallfahrtskirchen wie geistliche Wegweiser auf den Hügeln thronen. Nicht dass sich der Randonneur im allgemeinen groß auf Religion verstehen würde, aber statt ins libertäre Frankreich ins gottesfürchtige bayrische Voralpenland zu fahren – und sei es nur, um drohenden Strafen an der deutsch-französischen Grenze zu entgehen – kann in diesen Zeiten nicht zu seinem Schaden sein.</p> <p>Hier wie dort lässt er sich zu fortgeschrittener Stunde leiten von seinem untrüglichen Blick für alle sich bietenden Schlafgelegenheiten, sofern sie seiner Natur entsprechen. Er bettet sein müdes Haupt auf den wärmenden Teppich in den Foyers der Bankfilialen, von deren heller Beleuchtung er sich angezogen fühlt wie Motten vom Licht. Er schläft in Bushaltestellen jedweder Art oder lieber noch in einem dieser Waschhäuser, wie sie auch im Jura nicht selten anzutreffen sind. Auch manche Kirchenportale bieten vorzügliche Schlafgelegenheiten neben den Sockeln ihrer steinernen Säulen. Gewieft wie er ist, ahnt er aber auch mit einer gewissen Vorfreude, dass er in frommen Gegenden wie dem Voralpenland wohl auch hie und da in einer Kapelle Unterschlupf finden wird für ein paar Stunden. Die Schutzheiligen würden ihm zur Seite stehen – sind sie nicht stets mit den Beladenen und Schwachen? – und selbst der Gemeindepfarrer würde wohl beide Auge zudrücken, wüsste er von der Not des späten Gastes.</p> <p>Unter diesen Gegebenheiten und angesichts der Tatsache, dass wir zu Mitternacht just unsere dreihundert Kilometer Tagespensum absolviert haben, ist es keine Frage, dass die winzige Kapelle, die am Ende einer rau asphaltierten, steilen Rampe auf uns wartet wie die Mutter auf ihre verlorenen Kinder, nach Einkehr verlangt – obwohl ich mir in diesem Moment noch nicht vorstellen kann, wie in diesem Gehäuse drei Männer Platz finden sollen, ohne sich gegenseitig bei unbotmäßigen Bewegungen die Rippen zu brechen.</p> <p>Allein schon der Umstand, dass im selben Augenblick, da wir die Räder hinter der Kapelle abstellen und uns andächtig zu Füßen des schlichten Altars niederlassen, draußen der Regen einsetzt, ist wie ein Zeichen des Allmächtigen, dass er unseren Plan mit Wohlwollen unterstützt. Auch ist es wohl allein seiner gütigen Hand zuzuschreiben, dass drei Männer liegenderweise Platz finden in diesem engen Gemäuer – rein physikalisch gesehen ist es ein Ding der Unmöglichkeit. Es muss im Verborgenen bleiben, wie wir zu dieser Ehre kommen. Aber vielleicht ist uns gelungen, wovon jeder Pilger und jeder Wallfahrer träumt: den Herrgott mit dem Geleisteten zu beeindrucken und ihn im Gegenzug zu einer Gefälligkeit zu bewegen. Die Tür lassen wir vorsichtshalber einen Spalt auf, um die anwesenden Heiligen mit unseren strengen Gerüchen nicht zu vergraulen. Dann blasen wir die Kerzen aus. Meine Ohrstöpsel habe ich vergessen, was mich im Laufe der nächsten Stunden sehr bekümmern wird.</p> <p>Bis hierhin, das darf man unumwunden sagen, lief die Tour wie geschmiert. Wäre es nach dem Resümee des jüngeren meiner zwei Mitstreiter gegangen, der zu Beginn der Fahrt unter dem coronagrauen Himmel mitten im Schwarzwald das Ergebnis seiner Wetterrecherchen zum Besten gab („Im Durchschnitt der Prognosen regnet es von Freiburg bis ins Allgäu“), wäre es in der Kapelle ein Husten, Schneuzen und Schniefen gewesen, dass es dem Teufel graust, wie man in dieser Gegend zu sagen pflegt. So aber hält mich lediglich das Geräusch zweier schnarchenden Männer vom Schlaf ab. Später beginne ich zu frösteln, aber aus Furcht vor tumultartigen Zuständen, sobald ich mich bewege, wage ich nicht, mir wärmere Klamotten anzuziehen. Morgens um halb fünf sind meine Füße immer noch so unterkühlt wie beim Zubettgehen. Es sind die Momente, wo man sich mehr religiöses Feuer wünscht.</p> <p><img alt="im Schwarzwald" data-entity-type="file" data-entity-uuid="440978d6-a48e-4a37-979b-1979359a691b" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_kreuz.jpg" class="align-right" width="700" height="447" loading="lazy" />In Pandemiezeiten muss man sich genau überlegen, mit wem man <em>social distancing</em> zu pflegen gedenkt. Meine zwei Begleiter, beide aus Nordrhein-Westfalen angereist, schienen mir seriös und unaufdringlich und damit die geeigneten Partner zu sein für dieses ganz und gar inoffizielle Voralpen-Brevet, das im kleinen Kreise als Ersatz für das ausgefallene Breisgauer Jura-Brevet gehandelt wurde. Einer Ansteckungsgefahr durch das neuartige Virus würden wir wirksam begegnen. Aber ganz ohne Gottvertrauen geht es nun mal nicht, jedenfalls nicht beim Betreten einer winzigen Kapelle.</p> <p>Ansonsten – das sei rückblickend erwähnt – verlieren wir uns schon recht bald nach dem Start im Freiburger Umland aus den Augen. In Geisingen, nach siebzig Kilometern, besorge ich mir im ortsansässigen Supermarkt das vergessene Zahnputzzeug und danach weiß ich nicht mehr, ob die beiden vor oder hinter mir sind. Wie auch immer: hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich mir auch Ohrstöpsel besorgt. Aber wie jeder Virologe bestätigen kann, hat körperliche Hygiene unbedingten Vorrang. Wobei mir einfällt, dass ich auch Seife hätte einkaufen können.</p> <p><img alt="auf dem Höchsten" data-entity-type="file" data-entity-uuid="b3f563d7-91df-47b6-8ffa-10b9ca76d2a2" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_hoechsten_0.jpg" class="align-left" width="700" height="447" loading="lazy" />Um es mit dem Wetter kurz zu machen: wir haben am ersten Tag angesichts der Vorhersagen erstaunliches Glück bis zu dem Moment, wo die Kapelle vor uns auftaucht. Nicht zuletzt der Wind – das wäre noch hinzuzufügen – ist uns auf dem Weg nach Osten gnädig und bläst von hinten. Es ist, als wolle uns eine wohlgesonnene Macht direkt ins gelobte Land geleiten. Als ich auf dem Höchsten, noch im Oberschwäbischen, von der Aussichtsplattform den Blick über den Bodensee und die Alpen schweifen lasse, blitzt sogar die Sonne durch. Ich bin entzückt. Zu diesem Hochgefühl trägt auch bei, dass ich meine zwei Mitstreiter just vor mir vom Besucherparkplatz auf die Straße einbiegen sehe, nachdem ich die letzten Stunden zwar mit Zahnbürste aber ohne die beiden zugebracht habe, und ich somit versichert sein kann, nicht der einzige auf der Strecke zu sein. Und der Umstand, dass die Hälfte des Hinwegs geschafft ist.</p> <p>Es stellt sich heraus, dass wir nicht die einzigen auf dem Weg ins Voralpenland sind, aber die gemeinsame Sache mit einem weiteren Randonneur ist schneller beendet als gedacht. Vor dem Supermarkt in Geisingen, geplagt von einem Platten, heißt er mich, alleine weiterzufahren. Er habe sich eines Besseren besonnen und werde sein Rad nach der Reparatur umgehend zurück nach Freiburg steuern. Er traue dem Wette nicht, so sagt er. Und überhaupt.</p> <p><img alt="die Kapelle" data-entity-type="file" data-entity-uuid="0c9ea706-8d18-4fc8-9d7b-f3ca21389556" src="/sites/default/files/inline-images/tag2_kapelle_0.jpg" class="align-right" width="700" height="447" loading="lazy" />Es ist nicht die Zeit der großen Abenteuer. Der Lockruf der Straße ist nicht frei von Missklängen –  verriegelte Cafés, Mundschutz, Kontaktverbot. Und zudem keine Homologation. Die großen Schlachten werden an der Virenfront geschlagen. Diese führt hoffentlich nicht mitten durch unsere Kapelle.</p> <p>Um fünf Uhr morgens, nach dem ersten Einsatz meiner neuen Zahnbürste, fällt unser Übernachtungsobulus klimpernd in den Opferstock und wir ziehen die hölzerne Tür wieder hinter uns zu. Man möchte eine Kniebeuge machen vor Dankbarkeit. Ich würde die Kapelle ohne Vorbehalte zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Bayerns ernennen.</p> <p><img alt="auf dem Weg nach Buchloe" data-entity-type="file" data-entity-uuid="15188603-5cc3-41f8-b8b9-ea74d45052fd" src="/sites/default/files/inline-images/tag2_morgens_0.jpg" class="align-left" width="700" height="447" loading="lazy" />Allmählich entwickeln sich die saftigen Weiden und die schmalen, ausgestorbenen Landstraßen unter unseren Augen wie einst die Schwarzweißfotos im Entwicklerbad, und mehr und mehr Farbtupfer treten hervor. Im Grau dieses Morgens begrüßt sie das Auge mit Freude. Die nächtlichen Niederschläge haben wieder nachgelassen, aber die schweren Wolken im Westen verheißen nichts Gutes.</p> <p><img alt="nach dem Frühstück" data-entity-type="file" data-entity-uuid="8f8d8bb1-ecaf-4395-a242-7a32912daf62" src="/sites/default/files/inline-images/tag2_woerishofen_0.jpg" class="align-right" width="700" height="447" loading="lazy" />Zweieinhalb Stunden später gibt es ein vollkommen profanes Frühstück in einem Autohof bei Bad Wörishofen. An Wein und Hostien ist natürlich nicht im Entferntesten zu denken. Der Verzehr im Inneren ist aus hygienischen Gründen untersagt, so stehen wir mit Gebäck und Heißgetränk in der Eingangshalle, fröstelnd, aber dankbar für diesen trockenen, wenngleich zugigen Ort, während es draußen seit geraumer Zeit Bindfäden regnet. Ein Tag, der viel besser in die Corona-Zeit passt als all die trügerischen, heißen Frühsommertage im März und April.</p> <p>Der Rückweg in Richtung Memmingen wird flacher, der Wind hat von West nach Nordwest gedreht, ein winziges Entgegenkommen von oben, trotz allem. Der Rest ist eine kleine, aber erbarmungslose Regenschlacht entlang der frisch gemähten Wiesen und tropfenden Wälder. Das Wasser spritzt mir um die Ohren, und es dauert nicht lange, bis die Füße, trotz der Regenkombi durchweicht sind. All das war vorhergesagt und keiner möchte sich darüber beklagen: drei Wallfahrer auf Rädern und voller Demut nach dieser Nacht unter dem Schutz der Kirchenmauern.</p> <p>Nicht anders als beim Hinweg, ist es auch heute nicht einfach, offene Bäckereien zu finden. In Bayern wird am Tag des Herrn ganz offensichtlich gebetet und nicht geschachert. Zu Mittag finden wir ein Lokal am Schwaigfurter Weier – gut bürgerlich eingerichtet – und eine Speisekarte ohne Experimente. Wir hinterlassen unsere Kontaktdaten für den Fall eines infektiösen Geschehens an diesem abgelegenen Idyll und umgehend werden uns Gemüse, Pommes und Salat serviert.</p> <p>Es sind vorwiegend kleine Straßen, die uns nach Herbertingen führen, wo wir den ersten Kontakt zur B311 aufnehmen – ein Kontakt, der uns für eine gute Weile erhalten bleiben wird, nicht zu unserem Vergnügen. Immerhin sind hier die Straßen wieder trocken. Eine Stunde noch zuckeln wir auf Radwegen und Nebenstraßen links und rechts des regen Sonntagsverkehrs, ab Meßkirch ist dann jedoch Schluss mit der Schonzeit und uns bleibt nur das bundeseigene Asphaltband Nummer 311 als Grundlage für unserem Weg zurück ins Breisgau. Aber auch diese Straße mit all ihren Mängeln müssen wir zu Gottes unergründichen Wegen hinzuzählen.</p> <p>Verkehrstechnischer Höhepunkt ist Tuttlingen. Wir geraten auf die B523, die man a priori nicht für gemeingefährlich halten möchte. Als solche entpuppt sie sich allerdings vom ersten Augenblick an. Alles, was vier Räder hat, scheint Tuttlingen zu fliehen, um auf schnellstem Wege zur Autobahn zu gelangen, als ginge in der Stadt der Leibhaftige selbst mit seinem virenverseuchten Pesthauch um. Auch uns bleibt nur die Flucht nach vorn, bis nach vier Kilometern endlich die erlösende Abzweigung auftaucht. Mögen unsere Zeitgenossen auf der Autobahn ihr Glück finden und Tod und Verderben hinter sich lassen.</p> <p>Auch das Glück des Radfahrers stellt sich wieder ein, unterbrochen von einem launischen Limousinenlenker, der meinen Kollegen allzu schnell und allzu knapp überholt. Mit einer unbedachten, aber bedeutungsvollen Geste wird er umgehend auf sein Fehlverhalten hingewiesen, was er, wie zu befürchten war, persönlich nimmt. Wer die Nacht in einem Gotteshaus verbringt, sollte eigentlich einem armen Sünder gegenüber Nachsicht walten lassen, das muss man zugeben. Das Quietschen der Reifen bei seinem unverzüglichen Bremsmanöver hört sich bedrohlich an. Bis unser Dreiergespann ihn jedoch erreicht hat, scheint er den Einflüsterungen seiner Beifahrerin oder vom Herrgott selbst Folge zu leisten und gibt mit aufheulendem Motor Gas. Auf diese Weise wird ihm wahrscheinlich noch jahrelang verborgen bleiben, dass der Mindestabstand beim Überholen von Rädern seit Jüngstem zwei Meter beträgt. Dafür bringen wir unsere kompletten Zahnreihen wieder nach Hause.</p> <p>Wer von uns dreien geglaubt hat, die letzten achtzig Kilometer wären ein Kinderspiel, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Straße schlängelt sich in einem schier unfassbaren Auf und Ab über Bad Dürrheim und Tannheim durch die abendliche Baar. Das lilafarbene Licht allerdings ist märchenhaft und mildert etwas die Verzweiflung, die sich angesichts dieser nicht enden wollenden Hügelanreihungen einzustellen droht.</p> <p>Zwei Stunden später stehen wir auf dem Thurner, zu unseren Füßen liegt das Breisgau und über uns treiben düstere Wolkenbänke ihr entzückendes Spiel mit dem leuchtenden Feuer des letzten Tageslichts. Unter uns mag die Welt im Coronasumpf versinken. Ich stehe hier oben und wünschte nur, ich könnte diesen erhebenden Moment festhalten für die düsteren Wochen und Monate, die vor uns liegen. Aber wer weiß: vielleicht haben wir mit unserer gottgefälligen Wallfahrt ins Bayrische den entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass dem Virus von höchster Stelle Einhalt geboten wird. Das wäre immerhin ein anständiger Ersatz für die fehlende Homologation.</p> <table class="contenttable" style="box-sizing: border-box; border-collapse: collapse; margin: 0px; padding: 0px; border: 0px; font-style: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-numeric: inherit; font-variant-east-asian: inherit; font-weight: 400; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: Oxygen, sans-serif; font-size: 16px; vertical-align: baseline; border-spacing: 0px; width: 300px; color: rgb(96, 96, 96); letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: left; text-indent: 0px; text-transform: none; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px; -webkit-text-stroke-width: 0px; background-color: rgb(255, 255, 255); text-decoration-style: initial; text-decoration-color: initial;"><tbody style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: baseline;"><tr style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 0.1em 0.6em; border-width: 0px 0px 1px; border-top-style: initial; border-right-style: initial; border-bottom-style: solid; border-left-style: initial; border-top-color: initial; border-right-color: initial; border-bottom-color: rgb(230, 228, 223); border-left-color: initial; border-image: initial; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: baseline;"><td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);">Strecke:</p> </td> <td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);">600 km</p> </td> </tr><tr style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 0.1em 0.6em; border-width: 0px 0px 1px; border-top-style: initial; border-right-style: initial; border-bottom-style: solid; border-left-style: initial; border-top-color: initial; border-right-color: initial; border-bottom-color: rgb(230, 228, 223); border-left-color: initial; border-image: initial; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: baseline;"><td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);">Höhendifferenz:</p> </td> <td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);"> 6400 m</p> </td> </tr><tr style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 0.1em 0.6em; border-width: 0px 0px 1px; border-top-style: initial; border-right-style: initial; border-bottom-style: solid; border-left-style: initial; border-top-color: initial; border-right-color: initial; border-bottom-color: rgb(230, 228, 223); border-left-color: initial; border-image: initial; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: baseline;"><td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);">Schnitt (brutto):</p> </td> <td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);">15,8 km/h</p> </td> </tr><tr style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 0.1em 0.6em; border-width: 0px 0px 1px; border-top-style: initial; border-right-style: initial; border-bottom-style: solid; border-left-style: initial; border-top-color: initial; border-right-color: initial; border-bottom-color: rgb(230, 228, 223); border-left-color: initial; border-image: initial; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: baseline;"><td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);">Gesamtzeit</p> </td> <td style="box-sizing: border-box; margin: 0px; padding: 5px 0px 0px 5px; border: 1px solid rgb(237, 237, 237); font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: normal; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; text-align: left; border-collapse: collapse;"> <p style="box-sizing: border-box; margin: 0px 0px 20px; padding: 0px; border: 0px; font-style: inherit; font-variant: inherit; font-weight: inherit; font-stretch: inherit; line-height: inherit; font-family: inherit; font-size: 16px; vertical-align: middle; color: rgb(96, 96, 96);">37:50 h</p> </td> </tr></tbody></table></div> Wed, 11 Nov 2020 19:49:35 +0000 viavelo 283 at https://viavelo.de Sommertour 2020: Montbard - Millançay https://viavelo.de/index.php/montbard-millancay <span property="schema:name" class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Sommertour 2020: Montbard - Millançay</span> <span rel="schema:author" class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span property="schema:dateCreated" content="2020-08-09T17:58:38+00:00" class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">So., 09.08.2020 - 19:58</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-tourentitel field--type-text field--label-hidden field__item">Sommertour 2020: Montbard - Millançay</div> <div property="schema:text" class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p>Freitag, 31.Juli 2020</p> <hr /><div style="text-align: justify"> <p>| <a href="https://www.komoot.de/tour/234501586">Strecke</a> |</p> <p>Dieses Jahr macht der Deutsche in Deutschland Urlaub, und wenn der Deutsche in Deutschland Urlaub macht, dann bevorzugt mit seinem SUV – wenn es darum geht, Frau und Kinder zu verteidigen, ist ein solcher Rammbock für viele zur Standardwaffe geworden. Es sind rechtschaffene Menschen, die jeden Monat ihren Ratenkredit pünktlich bezahlen und Urlaub verdient haben. Als Radfahrer möchte man ihrem Urlaubsvergnügen weder im Schwarzwald noch sonst irgendwo im Wege stehen und überlegt sich, ob man bei der Aussicht auf vier freie Tage sein eigenes muskelbetriebenes Small-Utility-Vehicle nicht auch woandershin lenken könnte, dorthin wo man wirklich niemanden stört. Quer durch die französische Provinz zum Beispiel.</p> <p>Als Erklärung mag dies reichen, wie es dazu kommt, dass ich am Freitag, den 31. Juli, morgens um halb sieben mit verpacktem Rad in Freiburg in den Zug steige, der mich nach Müllheim/Baden bringt, um den Anschlusszug nach Mulhouse zu nehmen. Dort rollt kurz nach der Ankunft der TGV nach Paris ein, den ich wiederum in Dijon ohne mich weiterziehen lasse, um nach Montbard umzusteingen. Von Montbard aus, so mein Plan, würde ich eine recht anspruchslose, so gut wie verkehrsfreie 500-Kilometer-Strecke über Land bis Nantes antreten, wo ich Tags darauf am frühen Abend einzurollen gedenke. Vor Jahren war ich weniger zimperlich und begann meine Tour gleich in Freiburg, allerdings auch mit etwas mehr als vier Tagen Zeit im Gepäck. Aber Nantes musste es sein, unbedingt. Und dann noch einen Abstecher an die Atlantikküste.</p> <p>Montbard also, Startort. Der weißgetünchte Provinzbahnhof liegt zur Zeit meiner Ankunft, um 10 Uhr 15, fast menschenleer in der Sonne. In Dijon war ich klug genug, mir auf dem Bahnhofsvorplatz ein zweites Frühstück zu gönnen und ein Stück Pizza aus der Bäckerei als Proviant, so dass ich mich hier sofort der Landstraße nach Westen zuwenden kann, ohne mich mit der Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit aufzuhalten. Auch war ich vorausschauend genug, noch im Zug meine Haut mit Sonnenmilch zu versorgen – der heißeste Tag des Jahres ist für heute angekündigt. Als mir gleich beim ersten Anstieg der Schweiß von der Stirn tropft, ahne ich, was da an Hindernissen auf mich zukommen könnte.</p> <p><img alt="abgeerntete Getreidefelder" data-entity-type="file" data-entity-uuid="04f51ac3-22e3-429c-a79e-08be3df21683" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_01_1.jpg" class="align-right" width="620" height="395" loading="lazy" />Schon beim nächsten Brunnen unterbreche ich meine Fahrt, um eine Mütze Wasser über meinen Kopf zu schütten. Wie angenehm, wenn das kühle Rinnsal den Rücken hinunterläuft! Ich fasse den festen Vorsatz, bei allen Brunnen anzuhalten, die auf meinem Wege liegen.</p> <p>Es sind viele Brunnen, die es anzusteuern gilt, die den Rhythmus des Fahrens unterbrechen und im Gegenzug für etwas Abkühlung sorgen. Dazwischen liegen abgeerntete Getreidefelder, deren Stoppeln in der Sonne verdorren, Weiden, auf denen sich die Kühe um die dürftigen Schattenplätze drängen, Sonnenblumenfelder, deren Bevölkerung schicksalsergeben das Haupt senkt und nur auf die Erlösung durch den Sensenmann zu warten scheint. Hin und wieder liegt eine dieser blassblauen Masken am Wegesrand, die man in diesem Sommer überallhin mit sich führt. Die Besitzer selbst sind verschollen, wohin auch immer. Die Dörfer sind wie ausgestorben, selbst der Verkehr auf den Straßen ist zum Erliegen gekommen. Es sind die Hundstage, <em>la canicule</em>, wie sie der Franzose nennt. An einem kleinen Supermarkt in Joux-la-Ville finde ich noch ein paar Ergänzungen zum Mittagsmahl. Der Besitzer hält sich dezent im Wirkungsbereich seines Ventilators auf, wischt sich die Stirn und scheint froh zu sein, dass mein Einkauf nicht lange dauert. In der angrenzenden Bar sitzen ein paar Arbeiter jüngeren Alters beim Bier, sie streifen mich kurz mit ihren Blicken, die Hitze scheint sie sprachlos zu machen. Davor brutzelt ein schwarzer Pickup mit weit geöffneten Türen in der prallen Sonne.</p> <p>Beim Weiterfahren spüre ich, wie der Untergrund schwammig wird. Gleich darauf zeigt sich bei näherer Untersuchung, dass sich in der Hitze ein Flicken vom Schlauch gelöst hat. Meine Devise ist, niemals mit geflickten Schläuchen auf Tour zu gehen, schon gar nicht im Sommer. Ich sollte mich daran halten. Der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit hat zur Folge, dass ich mein Rad hundert Meter durch die Sonne schieben muss, um mich im schmalen Schattenstreifen eines Hauses an den Wechsel des Schlauches zu machen.</p> <p><img alt="La Cure" data-entity-type="file" data-entity-uuid="d874bf9c-b174-44c2-97a4-4a7a0ef9c664" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_02_2.jpg" class="align-left" width="620" height="395" loading="lazy" />Auf einer Bank im Halbschatten am Ufer der Cure, die unter den Brückenbögen lautlos vor sich hinplätschert, finde ich eine halbe Stunde später zu meiner Gelassenheit zurück. An der Straße parkt ein Kleinwagen mit einem jungen Paar hinter den getönten Fenstern. Sie genießen ihr Urlaubsglück bei laufendem Motor und laufender Klimaanlage, Es ist tatsächlich brachial heiß heute und die Route ist deutlich welliger, als ich mir das vorgestellt hatte. Bislang kam der Wind jedoch dezent von hinten und es gibt keinen triftigen Grund, an meinem Projekt zu zweifeln. Noch während ich mir mit derlei Überlegungen die Mittagspause aufhübsche, setzen plötzlich Windstöße ein, die, wenn ich es richtig sehe, nicht mehr von hinten kommen, sondern von der anderen Seite des Flusses. Genau von dort, wohin mein weiterer Weg mich führt.</p> <p>Wie aus einem Heißluftfön bläst von diesem Moment an der Wind von vorn. Mittags um zwei, als ich wieder in die Pedale trete, befinde ich mich an der Sechzig-Kilometer-Marke – für heute sind noch knapp zweihundert Kilometer zu absolvieren. Ich beginne, mir Gedanken zu machen.</p> <p><img alt="französische Provinz" data-entity-type="file" data-entity-uuid="04708de4-949d-4cb4-aa72-b4a2c22848de" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_03_2.jpg" class="align-left" width="620" height="395" loading="lazy" />Irgendwo sehe ich schräg vor mir einen einsamen Trekkerfahrer auf einem weitläufigen, dürren Acker seine Kreise ziehen. Hinter ihm steigt eine enorme, gelbe Staubwolke auf, die zu mir herübergeblasen wird. Ich fühle mich wie in einem  Backofen voller Staub, Sonne und Gegenwind und so sehr ich mich auch abstrample: es gibt keinen Ausgang. Düstere Aussichten für mich, aber – angesichts des Klimawandels – noch mehr für die nächsten Generationen von Radfahrern. Der Schweiß rinnt mir selbst dann noch aus allen Poren, als ich mich unter einem Pflaumenbaum für ein kurzes Schläfchen ausstrecke. Auch hier herrscht brütende Hitze.</p> <p>Über Stunden hinweg finde ich kein offenes Café, keinen Krämerladen. In Sougères frage ich einen der wenigen Menschen auf der Straße, ob es hier irgendwo einen Brunnen gäbe. Er verdreht die Augen und zuckt mit den Schultern – hier gäbe es <em>nichts</em> mehr. Dann jedoch folgt die Erleuchtung und er führt mich durch einen Torbogen über einen Innenhof zu einer öffentlichen Toilette. Ich danke ihm wie einem Lebensretter, während er sich dafür entschuldigt, dass er nicht sofort daran gedacht hatte.</p> <p><img alt="...wo immer ich ein Rinnsal finde..." data-entity-type="file" data-entity-uuid="977cf0db-007f-4192-9ba1-3f9e8671ed61" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_04_1.jpg" class="align-right" width="620" height="395" loading="lazy" />Wo immer ich einen Brunnen finde, oder auch nur ein Rinnsal, stelle ich mein Rad daneben, tauche meine Arme ein, tränke meine Mütze und schütte mir Wasser über Kopf und Nacken, um für ein paar Minuten wieder das Gefühl von Normalität zu bekommen. Kein Mensch sitzt bei diesem Wetter auf dem Rad. In Saint-Amand, wo ich nach Stunden das erste Café finde, bekomme ich von den Kunden am Nachbartisch zu hören, dass man mutig sein müsse, um bei diesem Wetter radzufahren. Ich habe den Verdacht, dass sie nicht <em>mutig</em> meinten, sondern <em>bekloppt</em>.</p> <p>Abends um halb sieben, nach 134 Kilometern, erreiche ich in Neuilly zum ersten Mal die Loire. Kurz zuvor hing ich schwer atmend für Minuten über einem Geländer an irgendeinem Ortsausgang, legte mich ins Gras am Straßenrand und lauschte auf das wilde Rauschen meines Pulses. Die Hitze treibt seltsame Blüten, dachte ich währenddessen, und fand das Ganze nicht sehr vielversprechend.</p> <p><img alt="La Loire" data-entity-type="file" data-entity-uuid="e7b51906-d883-48b2-9f3f-91b711d417c5" src="/sites/default/files/inline-images/tag1_05_2.jpg" class="align-left" width="620" height="395" loading="lazy" />In Neuilly kann ich mich in einem Lebensmittelgeschäft mit dem Nötigsten für die Nacht eindecken. Ein Rollstuhlfahrer fährt vor dem Laden auf und ab und scherzt mit einer Anwohnerin, sein einziger Wunsch heute wäre ein Schwimmbad. Mit vollen Händen trete ich wieder ins Freie: Wer weiß, ob ich heute Abend noch ein Restaurant finde, das Gebiet entlang meiner Strecke ist weiterhin dünn besiedelt. Als um Viertel vor neun Uhr bei Kilometer 170 zwischen den auslaufenden Hügeln Aubigny-sur-Nère auftaucht, bin ich beruhigt. Ich finde eine Pizzeria, die noch ein kleines Tischchen für mich frei hat.</p> <p>Wie weit ich heute Nacht wohl noch fahren werde? Die eine Stimme in meinem Kopf beharrt darauf, die Kühle der Nacht unerbittlich auszunutzen, die Gegenrede folgt auf dem Fuße: ich befände mich im Wochenende und habe Besseres verdient als mich bis zum Morgengrauen zu verausgaben. Der Wind würde nachlassen, das gäbe es überdies zu bedenken, sagt die eine, <em>wenn du müde bist, geht ohnehin nicht viel</em>, antwortet die andere Stimme. Ich trinke mein Bier leer, setze die Maske auf, um am Tresen zu bezahlen, und stecke sie wieder in die Trikottasche, um das Tagwerk zu vollenden, egal wann. Erst viel später merke ich, dass ich vergessen habe, die Flaschen aufzufüllen.</p> <p>Gegen dreiundzwanzig Uhr treffe ich einen einsamen Flaneur im weißen Feinripp-Unterhemd hinter seinem verschlossenen Gartenportal, der mir die Flaschen, die ich ihm durchs Gitter hinhalte, bereitwillig entgegennimmt und und ohne viele Worte gefüllt zurückreicht.</p> <p>Mein Tagwerk endet früher als erhofft. Kurz nach Mitternacht, als der tiefrote Mond bereits hinter dem Horizont verschwunden ist, finde ich in Millançay ein Rasenstück, das mir Sichtschutz zur Straße hin bietet. Das Wasserrauschen des nahen Flüsschens, so will mir scheinen, werde ich verkraften. Als es abrupt abreißt, weiß ich, ich liege neben einer Kläranlage, und als es von Neuem beginnt, wünschte ich, ich hätte ein wenig länger durchgehalten. Mir bleiben nur noch die Ohrstöpsel als Rettung.</p> </div> <p>| <a href="/montbard-millancay">1</a> | <a href="/millancay-nantes">2</a> |</p> </div> Sun, 09 Aug 2020 17:58:38 +0000 viavelo 281 at https://viavelo.de Kochen unterwegs https://viavelo.de/index.php/material/kochen-unterwegs <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Kochen unterwegs</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Mi., 05.02.2020 - 17:08</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p>Wenn ich auf meine Reisen meistens einen Kocher mitnehme, dann nicht als kulinarische Präzisionswaffe, sondern als begleitendes Utensil, das seine Dienste eher im Hintergrund verrichtet. Eine Kochmöglichkeit eröffnet zwar jede Menge Optionen, aber der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass mir nach einem Tag auf dem Rad der Sinn nicht so sehr nach einem liebevoll ausgetüftelten Menü steht, sondern nach basaler Kost, die meist im Handumdrehen und ohne allzu viel Kopfzerbrechen im Kochtopf zusammengeschustert wird. Nicht zu unterschätzen ist jedoch vor allem die Aussicht auf Kaffee zum Tagesbeginn, ohne mir Gedanken über Lage und Öffnungszeiten des nächstliegenden Cafés machen zu müssen. Es ist stets ein kleiner Glücksmoment, wenn ich  bald nachdem ich aus dem Zelt gerobbt bin, in Ruhe zusehen kann, wie das  Kaffeewasser zu sprudeln beginnt: Der erste Tagesabschnitt samt seiner allfälligen Herausforderungen ist schon mal gemeistert.</p> <p>Die Mitnahme von Kocher und Kochgeschirr fällt, wenn man sich entsprechend anstellt, kaum ins Gewicht und ist im Zweifelsfall von unschätzbarer Bedeutung. Das Wichtigste ist zunächst der Kocher, genausowenig darf natürlich ein Topf fehlen, ein Teller ist fast schon wieder ein bisschen Luxus, aber dennoch keinesfalls zu verachten.</p> <p>Nun aber der Reihe nach.</p> <p><strong>1. Der Spirituskocher</strong></p> <p>Vor ein paar Jahren habe ich mich von diesen → <a href="https://vimeo.com/64726512">Jungs auf vimeo</a> zum Bau eines Dosenkochers inspirieren lassen, der tatsächlich funktioniert (was mir mit anderen Typen nicht gelang) und in der hauseigenen Manufaktur oder selbst auf Reisen im Nu fabriziert ist. Ausgangsmaterial ist eine 0,33 l Dose (es muss nicht unbedingt eine Bierdose sein!). Sie kann auch größer sein, aber je höher die Bauart ist, umso weniger Stabilität ist gegeben.</p> <p><figure role="group" class="caption caption-img align-right"><img alt="die zwei Bestandteile des Kochers" data-entity-type="file" data-entity-uuid="b14b71c1-6d05-4f1e-a142-40aa28942f57" height="259" src="/sites/default/files/inline-images/verh%C3%A4ltnis_o-u-teil.JPG" width="384" loading="lazy" /><figcaption>die zwei Bestandteile des Kochers</figcaption></figure></p> <p>Zunächst wird mit einem Taschenmesser oben eine kreisrunde Öffnung geschnitten, möglichst dicht am Rand. Wer das Ganze bereits vor dem Finisher-Bier am ersten Abend der Reise produziert, hat zuhause gegebenenfalls die Möglichkeit, die Kante etwas abzuschleifen, um die Gefahr von Verletzungen zu minimieren.</p> <p>Nächster Schritt: die Dose wird mit dem Messer oder einer Schere zweigeteilt. Ein sinnvolles Verhältnis scheint mir gegeben, wenn das Oberteil aus einem Abstand von mindestens zwei Zentimetern auf das Unterteil herabsehen kann. Letzteres bleibt, wie es ist - hier wird am Ende der Spiritus eingefüllt. Mit dem Messer werden ins Oberteil zwischen zwei Fingern etwa sechs oder sieben Rillen bis knapp unter der Oberkante gedrückt - hier züngeln dann, wenn alles klappt, die Flammen.</p> <p><figure role="group" class="caption caption-img align-right"><img alt="die Fabrikation der Rillen" data-entity-type="file" data-entity-uuid="389e62dc-3d94-4ea1-8fa8-e7ac6e3fdc72" height="358" src="/sites/default/files/inline-images/l%C3%A4ngsrillen.JPG" width="385" loading="lazy" /><figcaption>die Fabrikation der Rillen</figcaption></figure></p> <p>Zum Abschluss bohre ich mit dem Korkenzieher des Taschenmessers noch vorsichtig im gleichen Abstand vier winzige Löcher ein paar Milimeter unter dem oberen Wulst. Dann wird die Bastelarbeit zusammengesteckt und fertig ist der Flammenwerfer.</p> <p>Ein paar Hinweise dazu möchte ich gerne noch geben.</p> <ul><li>Durch den geringen Durchmesser ist die Standfestigkeit des Kochers nicht überwältigend - die Brandgefahr ist beim Umkippen enorm hoch, denn der Spiritus läuft aus und entzündet sich sofort. Gerade im Süden ist also mit äußerster Vorsicht zu Werke zu gehen.</li> <li>Im Winter hingegen ist das Problem eher jenes, dass sich der Spiritus nicht entzünden lässt. Ich nehme hier die obere Hälfte ab und setze zunächst eine kleine Menge Spiritus in Brand, was auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt funktioniert. Dann wird eine Tasse darübergestülpt und die Flamme erstickt, bevor bis zur tatsächlich benötigten Menge an Spiritus aufgefüllt wird.</li> <li>Achtung: Niemals im laufenden Betrieb Spiritus nachschütten!</li> <li>Gut zu wissen ist auch: Je mehr Spiritus, umso größer die Flammen. Um die Flammen kleiner zu halten, lässt sich der Brennstoff auch mit etwas Wasser verdünnen.</li> <li>Und zuletzt noch ein Tipp eines Trappers, der einen Spirituskocher geradezu alternativlos erscheinen lässt: auf einen Waschlappen geträufelt, ist Spiritus ein wunderbares Mittel zur Geruchshemmung, wenn es am Abend mit Wasser je knapp sein sollte.</li> </ul><p><strong>2. Das Zubehör</strong></p> <p><figure role="group" class="caption caption-img align-left"><img alt="Gewichtskontrolle, hier mit 600-ml-Becher" data-entity-type="file" data-entity-uuid="ef1d5ac4-47bf-484d-909d-1b4717ca1b95" height="462" src="/sites/default/files/inline-images/gewicht_0.JPG" style=" padding-right: 5px;" width="324" loading="lazy" /><figcaption>Gewichtskontrolle, hier mit 600-ml-Becher und Teller</figcaption></figure></p> <p>Je nach Reisedauer und Personenzahl wähle ich zwischen einem 600-ml-Kochgefäß, das zugleich als etwas überdimensioniertes Trinkgefäß dient, und einem Kochtopf mit ca. 1 Liter Fassungsvermögen, der für zwei Personen gerade noch so ausreicht. Beide sind klein genug, dass sie in der Lenkertasche Platz finden, zusammen mit einem Spork (Kombi von Löffel und Gabel), einem Feuerzeug (plus Ersatz) und einem Windschutz (etwa <a href="https://www.trekking-lite-store.com/toaks-titan-windschutz.html?number=11098">in dieser Art</a>). Hinzu kommt noch ein kleines Döschen Salz, und Zutaten nach Gusto.</p> <p>Wenn es um mehr geht, als Kaffee zuzubereiten, nehme ich noch die Last eines Tellers auf mich, der nach hinten in die Satteltasche (<a href="https://www.viavelo.de/material/gepaecktransport-fuer-asketen">s. hier</a>) kommt, als Abschlusskappe sozusagen, wenn alles sonstige Material verstaut ist. In ihm lassen sich am Ende des Kochvorgangs beispielsweise schnell nochmal die Soße oder das Gemüse aufwärmen.</p> <p>Alle Materialien sind aus Gewichtsgründen aus Titan, inklusive des Windschutzes. Insgesamt komme ich so auf ein Gewicht von 220 bis 280 Gramm, ohne Spiritus. Letzteren führe ich auf längeren Tagen im Flaschenhalter mit, unter Umständen befestige ich dafür noch einen dritten unter dem Unterrohr. Oder eben in einem kleinen, handlichen Fläschchen, dass noch in der Lenkertasche ein Plätzchen findet.</p> <p>Die Waage bleibt - nur damit keine Missverständnisse entstehen - selbstredend zuhause.</p> </div> Wed, 05 Feb 2020 16:08:55 +0000 viavelo 280 at https://viavelo.de Bad Bellingen – Pontarlier https://viavelo.de/index.php/touren/alpentour-2019/bad-bellingen-pontarlier <span property="schema:name" class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Bad Bellingen – Pontarlier</span> <span rel="schema:author" class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span property="schema:dateCreated" content="2019-12-15T09:45:23+00:00" class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">So., 15.12.2019 - 10:45</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-tourentitel field--type-text field--label-hidden field__item">Alpentour 2019: Bad Bellingen – Pontarlier</div> <div property="schema:text" class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p>Sonntag, 1. September 2019</p> <hr /><p>| <a href="https://www.alltrails.com/de/explore/map/map--100327">Strecke</a> |<br /> Von Freiburg nach Bad Bellingen nehme ich der Einfachheit halber den Zug – Sonntag früh um acht Uhr herrscht hier alles andere als Gedränge und während die Weinberge des Markgräflerlandes draußen vorüberziehen, kann ich in Ruhe nochmals meine Pläne durchdenken: Übers Jura – Maîche und Pontarlier – geht es am folgenden Tag über die Schweiz bis Genf und weiter zu den ersten Pässen hinter dem Genfer See – Col des Aravis und Col des Saisies – und anschließend irgendwie weiter Richtung Süden. Ich phantasiere vom Col du Galibier, vom Col de la Cayolle, vom Lac Serre-Ponçon, aber wer hätte es nicht schon erlebt, dass die hochfliegenden Pläne zu Beginn einer Radtour im Verlauf zurechtgestutzt werden mussten, weil das Rad eben ein Rad ist und sein Besitzer ein Mensch ist und in seinen Eingeweiden kein Automotor vor sich hin heult. Zum Glück.</p> <p>Angesichts dieses Umstandes werde ich mich bis zum Ziel, Moutiers-Sainte-Marie am Eingang der Gorges du Verdon, den Gegebenheiten fügen und das Wasser, das mir bei dem einen oder anderen Ortsnamen im Munde zusammenläuft, wohl mit einem ordentlichen Schluck aus der Trinkflasche wieder hinunterschlucken müssen – wenngleich ich den Schlendrian nicht heraufbeschwören möchte.</p> <p>Ich gehe die Sache umstandslos an und halte vom Bahnhof aus mehr oder weniger direkt auf den Rheinradweg zu, ein in diesem Bereich vorwiegend geschotterter, topfeben verlaufender Fernradweg, auf dem mir bereits die ersten Sonntagsradler auf E-Bikes und schwer bepackte Radwanderer, die in nördlicher Richtung unterwegs sind, entgegenkommen. Als Schwerlastphobiker habe habe ich mein Gepäck aufs Nötigste beschränkt und komme mit einer Tasche unter dem Sattel und einer Lenkertasche zurecht, ohne jedoch auf die Annehmlichkeiten wie Zelt, Schlafutensilien und Kocher verzichten zu müssen – das Ergebnis eines jahrelangen Down-Sizing-Prozesses.</p> <p><img alt="im Sundgau" data-entity-type="file" data-entity-uuid="81e3d590-929f-4935-95a4-f81e2131afe7" src="/sites/default/files/inline-images/2019-09_provence_01-01.jpg" class="align-right" width="580" height="370" loading="lazy" /></p> <p>Noch vor Basel quere ich den Rhein und finde mich in St. Louis wieder, ein Vorort Basels auf der französischen Seite. Sonntägliche Behäbigkeit empfängt mich auf fast leeren Straßen; hie und da Fußgänger auf dem Weg zur Bäckerei; am grauen Himmel ein Flugzeug, bereit, das Fahrwerk für die baldige Landung auszufahren; Ampeln, die mich mit ihren roten Augen anstarren und mich am Weiterfahren zu hindern trachten; vereinzelte Rennradfahrer, die Hand zum knappen Gruß erhoben. Einer von ihnen nutzt für zwanzig Minuten meinen Windschatten, nachdem er mir an einer Kreuzung am Ende von St. Louis großzügig den Vortritt gelassen hatte. Ich gönne es ihm – verleiht er mir doch das flüchtige Gefühl von Dominanz – und mache keine Anstalten, ihn auf dem welligen Terrain abzuschütteln. Ein bisschen Gesellschaft kann nicht schaden. Irgendwo bei Hagenthal biegt er in eine Hauseinfahrt und bedankt sich netterweise.</p> <p>Es wird einsam und bergig, je mehr ich mich dem Jura nähere – genau so war es ja auch beabsichtigt. Zuvor mache ich noch Halt in Ferrette. Die Tische vor der Bäckerei sind voll besetzt, an der Theke reihe ich mich für Kaffee und Gebäck in die Schlange der Wartenden ein. Eine halbe Stunde später herrscht Stille, abgesehen von den Fahrzeugen der Sonntagsausflügler, die sich für heute das französisch-schweizerische Grenzland zum Ziel genommen haben.<img alt="Saint-Ursanne" data-entity-type="file" data-entity-uuid="a7243cc5-9654-4a4f-9f51-a871feb7b257" src="/sites/default/files/inline-images/2019-09_provence_01-02.jpg" class="align-right" width="580" height="370" loading="lazy" /></p> <p>Bis Saint-Ursanne ist mir das Straßennetz mit all seinen tückischen Anstiegen vertraut, danach zeigt mir das Jura ein bislang unbekanntes Gesicht – kleine und kleinste Straßen, die sich über die Hochebene hinziehen, wo sich dem Südwestwind nicht mehr viel entgegenstemmt. In Maîche, bei Kilometer 115, zögere ich zunächst, fürs Mittagessen hinunter zur Ortsmitte zu fahren, bin dann aber umso glücklicher, als ich um 14:30 Uhr eine offene Crêperie finde, wo mein leerer Magen eine Füllung findet. Der junge, südländisch aussehende Besitzer kann es kaum glauben, dass ich vom Breisgau hierher mit dem Rad gefahren bin – er ist dermaßen beeindruckt von meiner dreistelligen Kilometerzahl, dass er seinen Kumpels, die für einen Kaffee den Kopf durch die Tür strecken, diese gigantische Zahl unter die Nase reibt und mir gleich noch eine Runde Limonade spendiert. Meine Trinkflasche füllt er selbstverständlich nicht mit Leitungswasser, sondern mit Mineralwasser. Ich werde ihn in guter Erinnerung behalten.<img alt="im Jura" data-entity-type="file" data-entity-uuid="44d2901d-06f9-4649-9ff7-56e7cb70898d" src="/sites/default/files/inline-images/2019-09_provence_01-03.jpg" class="align-left" width="580" height="370" loading="lazy" /></p> <p>Mein Weg allerdings ist hier noch nicht zu Ende, Urlaub hin oder her. Die Strecke bis Pontarlier kann sich sehen lassen, die Höhenmeter sind nicht von schlechten Eltern und der Gegenwind macht seinem Namen alle Ehre. Gegen 18 Uhr werde ich auf dem dortigen Campingplatz vorstellig, um für eine Nacht einzuchecken, und lasse mir gleich noch einen Flyer für einen Pizzabringdienst zustecken. Meine durchaus akzeptable Verfassung erlaubt es mir, einen Ausflug hinunter ins Zentrum zu machen, nach Sichtung der Örtlichkeiten entscheide ich mich jedoch für den Lieferservice, dessen Bote mir um 20:45 Uhr Pizza und Wein durch das Fenster des Gemeinschaftsraums reicht und mit angemessenem Trinkgeld versehen zurück in den Ort jagt, während ich im Beisein eines skypenden Italieners und zwei in ihre Handyspiele vertieften Kids, die sich weigern, der elterlichen Aufforderung zum Zähneputzen nachzukommen, die Pizza zerlege. Bis es bei mir mit Zähneputzen soweit ist, sind die beiden jedoch auch verschwunden, nur der Italiener palavert unverdrossen in das Mikrofon seines Notebooks.</p> <table class="contenttable" style="width: 300px;"><tbody><tr><td> <p>Strecke:</p> </td> <td>176 km</td> </tr><tr><td> <p>Höhendifferenz:</p> </td> <td> <p>2920 m</p> </td> </tr><tr><td> <p>Schnitt:</p> </td> <td> <p>21,5 km/h</p> </td> </tr></tbody></table><p><a href="/touren/alpentour-2019/bad-bellingen-pontarlier">1</a>  |  <a href="/touren/alpentour-2019/pontarlier-st-jean-de-sixt">2</a>  |  <a href="/touren/alpentour-2019/st-jean-de-sixt-le-mollard">3</a>  | <a href="/touren/alpentour-2019/le-mollard-taillard">4</a> | <a href="/touren/alpentour-2019/taillard-moustiers-ste-marie">5</a></p> <p> </p> </div> Sun, 15 Dec 2019 09:45:23 +0000 viavelo 275 at https://viavelo.de Mont-Ventoux-Brevet - 27.-30. März 2019 https://viavelo.de/index.php/videos/mont-ventoux-brevet-2019 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Mont-Ventoux-Brevet - 27.-30. März 2019</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-video-event field--type-text field--label-hidden field__item"><h2>Mont-Ventoux-Brevet - 27.-30. März 2019 </h2> </div> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Mo., 02.12.2019 - 17:41</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><div class="csc-default" id="c813"> <iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="281" mozallowfullscreen="" src="https://player.vimeo.com/video/376850518" webkitallowfullscreen="" width="500"><br /> </iframe></div> <div class="csc-default" id="c812"> <div class="abstand1"> <p>&nbsp;</p> </div> </div> </div> Mon, 02 Dec 2019 16:41:04 +0000 viavelo 274 at https://viavelo.de Radfahren in Neapel https://viavelo.de/index.php/notizen/radfahren-in-neapel <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Radfahren in Neapel</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p>In Neapel wird nicht Rad gefahren, vielmehr, um genau zu sein, fast nicht. In den Stunden, die wir in Neapel verbracht haben, habe ich weniger als zehn Radfahrer gezählt, einer davon war allem Anschein nach ein deutscher oder holländischer Reiseradler, der sich hierher verirrt hatte. Statt dessen gibt es <em>macchine</em>, Autos. Wie Krebsgeschwüre metastasieren sie überall: ausgehend von den großen, vierspurigen Straßen, die nicht selten nach Gusto auf fünf oder sechs Spuren erweitert werden, weil sich der Neapolitaner auf diese Weise ein schnelleres Fortkommen erhofft, drängen sie bis in die kleinsten Gassen vor. Besonders sind sie natürlich auf den schmalen Gehwegen anzutreffen. Es gibt im Zentrum Neapels wahrscheinlich keinen Bürgersteig – ein Ausdruck, der hier vollkommen fehl am Platz ist – der nicht komplett zugeparkt wäre. Wir haben es erlebt, dass ein <em>automobilista</em> mit seinem verbeulten Fiat Panda quer zu unseren Füßen mit leidenschaftlichem Schwung direkt vor unserer Nase zum vor ihm parkenden Fahrzeug aufschloss, so dass jedes Durchkommen unmöglich war. Auf unseren vorsichtigen Protest hin setzte er sein Auto um fünfzehn Zentimeter zurück, um uns ein Durchzwängen zu ermöglichen. Danach schloss er die Lücke wieder akkurat. Ich vermute, er hielt uns für ziemlich unverschämte Touristen.</p> <p>Neben den <em>macchine</em> gibt es die Vespas. Sie heulen mit viel Getöse durch die gepflasterten Gassen. Insbesondere jüngere Männer scheinen mit dem Gasgriff der Zweiräder in einer engen erotischen Verbindung zu stehen, was sie ohne jede Scheu der Öffentlichkeit kundtun. Der fußläufige Teil dieser neapolitanischen Öffentlichkeit nimmt das gelassen zur Kenntnis und weicht stilvoll und ohne erkennbare Eile zur Seite hin aus, unbeeindruckt vom allgegenwärtigen Gehupe. Überhaupt das Hupen: in Neapel ist es mit großem Abstand – noch weit vor dem Mobiltelefon – das wichtigste Kommunikationsmittel. Es hat den Vorteil, dass man trotz des ungeheuren Lärms auch über Dutzende von Metern in größter Vielfalt miteinander kommunizieren kann. Es kann alles heißen: von wüster Beschimpfung bis zum freundlichsten <em>Ciao bellissima!</em>, vom dezenten Mahnen bis zum neugierigen <em>Salve, Mario, was zum Teufel treibst du denn hier?</em> Nur der Eingeweihte versteht die feinen Nuancen dieser Sprache; der Tourist hält sie in seiner Plumpheit fälschlicherweise für die Ausdrucksweise einer primitiven Spezies. Ihm werden sich die Geheimnisse Neapels niemals erschließen.</p> <p>Vielleicht liegt hier der wirkliche Grund für den auffälligen Mangel an Radfahrern in Neapel. Sie sind von der Kommunikation ganz und gar ausgeschlossen, ihr Klingeln, so sie denn je klingeln würden, klänge geradezu lächerlich im Gebrüll des Stadtverkehrs. In den wenigen Stunden, in denen wir die Straßen Neapels erkundet haben, bin ich zur unerschütterlichen Erkenntnis gelangt, dass die Einwohner dieser Stadt nicht Auto fahren, weil sie irgendwohin wollen – in diesem Fall würden sie wohl tatsächlich Rad fahren –, sondern weil sie miteinander in diesen feurigen Austausch treten wollen, der die Südländer auszeichnet. Wir durften Zeuge werden, wie ein Krankenwagen mit aufheulenden Sirenen auf dem Corso Giuseppe Garibaldi vor dem Bahnhof im Stau stand. In der nachmittäglichen Stunde schwoll das Hupkonzert auf ein geradezu symphonisches Ausmaß an, das an Grandiosität kaum zu überbieten war, und fast jeder war Teil dieser Symphonie. Dem Rettungsfahrzeug war damit nicht geholfen, aber dies war auch nicht im Geringsten beabsichtigt. Worauf es allem Anschein nach ankam, war die gemeinsame Performance als solche.</p> <p>Wir selbst haben unsere Räder übrigens geschoben, weil wir zwei Stunden Zeit hatten, um vom Hafen zu unserem B&amp;B in Bahnhofsnähe zu gelangen, was man mit dem Rad in fünf Minuten hätte erledigen können. Im Nachhinein erwies sich dies als Fehler. Stattdessen hätten wir polternd, klingelnd, gestikulierend und lautstark salutierend, mit quietschenden Bremsen und Attenzione-Rufen durch die Gassen und Straßen jagen sollen, um – wenngleich mit unzulänglichen Mitteln – wenigstens ansatzweise am Seelenleben dieser Stadt teilzuhaben und kurzlebige Freundschaften zu schließen. Das haben wir verpasst.</p> <p>Das Traurige an diesem Umstand ist, dass unser Verständnis für die neapolitanischen Gepflogenheiten mit jedem Meter, den wir unsere Räder durch die verwinkelte Altstadt schoben, nachließ, so dass wir schließlich, verständnislos und gleichzeitig unverstanden, wie zwei Aussätzige vor dem vergitterten Eingang unseres B&amp;B standen. Die Motorroller ballerten durch die Gasse und aus den offenen Türen der benachbarten Tanzschule drang schrecklich laute Musik. Dann erspähte der Fahrer eines Lieferwagens den freien Platz vor unserem Eingang und schob uns mit entschuldigendem Lächeln gegen die Wand. Seither – und das ist fast genauso traurig – phantasiere ich von einem Sprengkommando, das alle <em>macchine</em> in die Luft jagt, unabhängig von Größe und Ansehen.</p> <p>Vielleicht übernimmt diese Aufgabe aber auch in Kürze der benachbarte Vesuv. Vulkanologen sind sich sicher, dass er in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten diese Stadt in Schutt und Asche legen wird. Danach, so hoffe ich, werden die Teilnehmer der Critical Mass Neapel übernehmen, weil ihr Klingeln in der dann herrschenden Stille endlich hörbar sein wird. Es wäre ein Grund, nach Neapel zurückzukehren und mit einer Glocke am Lenker die neue Sprache Neapels zu erlernen.</p> <p>November 2019</p></div> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/index.php/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">viavelo</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Do., 07.11.2019 - 20:51</span> Thu, 07 Nov 2019 19:51:30 +0000 viavelo 272 at https://viavelo.de